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                               GARFAGNANA

Die Garfagnana ist  eine noch bis vor wenigen Jahren relativ unbekannte Gebirgs- und 
Tallandschaft, unweit von Lucca entfernt, welche einen erstaunlichen Reichtum an
Landschaft und Geschichte bietet.

Für einen Erstbesuch in diese herrliche, grüne Gebirgs- und Tallandschaft (an sehr
heißen Tagen eine wahre Erholung) sollen drei Möglichkeiten vorschlagen werden.

Je nach Interesse:

1) Die Besichtigung der Windhöhle (Grotta del Vento)

   Bei der "Grotta del Vento" handelt es sich um eine der zahlreichen und
sehr schönen Tropfsteinhöhlen, in der vom 1. April bis 31. Oktober täglich
Führungen, auch in deutscher Sprache, angeboten werden.

Schon die Fahrt dorthin ist landschaftlich beeindruckend. Folgen Sie von Lucca
aus der Via del Brennero (SS 12) und überqueren Sie bei Ponte a Moriano
den Fluß Serchio. Auf der anderen Seite der Brücke sind schon Hinweisschilder
(gelb) mit der Aufschrift "Grotta del Vento" angebracht, denen Sie bequem
folgen können. Nach wenigen Kilometern lohnt sich ein kurzer Aufenthalt in
Borgo a Mozzano, um einen Blick auf die "Teufelsbrücke" zu werfen ("Ponte
del Diaviolo"
, aber auch "Ponte della Maddalena"). Eine phantastisch kühne
Brückenkonstruktion, die um 1100 - 1200 entstanden ist.
Der Straße links des Serchios folgend, biegen Sie dann in Gallicano links ab
(auf der gegenüberliegenden Seite liegt das interessante Städtchen Barga) in
Richtung Fornovolasco, einem sehr schönen Gebirgsort, der Ausgangspunkt
zu zahlreichen Bergtouren ist. Im Hintergrund erhebt sich der 1815 m hohe
Gipfel des Pania della Croce. Von Fornovolasco bis zur Windhöhle sind
es noch ca 2 km.

Wenn Sie von der Meerseite her über die Apuanischen Alpen zur Windhöhle
gelangen wollen, so ist der Weg über Massa durch das Tunnel Galleria del
Monte Pelato
zu empfehlen. Eine Fahrt, die gleichzeitig einen Eindruck vom
Umfang der Marmorvorkommen im Gebiet Massa - Carrara vermittelt, aber
auch ein beispielhaftes Bild der in der Toskana so einzigartigen geographischen
Synthese von Meer - und Gebirgslandschaft zeichnet.

Hinweise:
Die Route über Massa ist kurvenreich auf sehr gut ausgebauter Straße. Ab
Gallicano ist die Straße enger und ebenfalls kurvenreich. Scheuen Sie nicht
Ihre Hupe vor unübersichtlichen und engen Kurven zu benutzen, bzw. einem
Hupsignal als Antwort gegenzuhupen. Hier ist die Hupe kein Schreckmittel
zur Einschüchterung, sondern in den meisten Fällen Mittel zum Verständigung
(gleiches gilt für die Lichthupe).

Lassen Sie sich nicht vom warmen Wetter beeindrucken: Jacke und Hose
sollten Sie sich zur 1- stündigen Führung
  mitnehmen. Die Temperatur in der
Höhle ist das ganze Jahr hindurch konstant: 10,7 Grad!

Sonntags ist vor allem bei schönem Wetter mit großem Besucherandrang zu
rechnen. Suchen Sie sich einen Wochentag aus. Haben Sie zudem vor
irgendwo in der (noch) billigen Garfagnana essen zu gehen, dann meiden Sie
auch den Montag, an dem "Trattorie" und "Ristoranti" oftmals Ruhetag haben
(Ein Paar Tips: "trota" = Forelle aus der Garfagnana ... ; aber auch "farro"
ein Dinkelgericht; jegliche Art an Pilzgerichten, Pilze = "funghi", mit Pilzen
= "ai funghi; im Spätherbst jegliche Art von Kastanienmehlgerichten
- hauptsächlich als Dessert, z.Bsp. "torta di castagne, castagnaccio";
außerdem "pecorino" = Schafskäse; "nocino = Walnuß-liqueur; es ist
keine Seltenheit hausgemachte Nudeln = "pasta" zu bekommen; sehr zu
empfehlen "taglierini" etc. etc... ).
Die Garfagnana ist, im Vergleich zu anderen Gebieten der Toskana, als
gastronomisch preisgünstig einzustufen (grundsätzlich gilt: je weiter nach
hinten ins Tal, umso billiger).
Üblich ist, daß der Wirt oder Kellner seinen Gästen die Speisekarte
mündlich mitteilt. Lassen Sie sich von Empfehlungen leiten, auch wenn
Sie veilleicht nicht immer verstehen, was man Ihnen servieren wird ....

2) Eine Gebirgswanderung auf den Pania della
Croce (1815 m). Gehzeit einfach: 2 ½ - 3 Std.

Körperlich gute Kondition ist Voraussetzung! Kein Spaziergang!

Für den Anfahrtsweg bis Gallicano siehe Beschreibung zuvor. In Gallicano
abbiegen nach Molazzana. Den Hinweisschildern "Rifugio E., Rossi"
(Hütte auf dem Weg zum Pania della Croce) folgen. Über Molazzana
hinaus geht die asphaltierte Straße in einem bewaldeten Abschnitt in eine
Naturstraße über, welche auch mit dem Auto relativ gut zu befahren ist.
Am Ende dieses Waldweges angelangt, befinden Sie sich am Ablaufpunkt
zum Pania della Croce. Folgen Sie dem Waldpfad mit den roten
Markierungen des CAI (ital. Alpenverein). Bei normaler, nicht zu strenger
Gehweise erreichen Sie nach ca. 1 ½ Stunde die Waldgrenze und gelangen
nach einer weiteren 3/4 Stunde, dem Pfad folgend, über Gebirgswiesen bis
zur Hütte "Rifugio E.Rossi ", die in der Sommersaison am Wochenende
stets bewirtschaftet ist. Von dort aus wandern Sie erneut in einer ½ Stunde
bis zum Gipfel des Pania della Croce. Der letzte Teil ist steinig. Von der
Hütte aus weitergehend, führt der Pfad zunächst in eine leichte Senke, um
sich dann vor dem letzten Anstieg zu gabeln. Nehmen Sie den rechten (!)
Pfad, der durch ein Geröllfeld am rechten Hang hinauf zum Gipfel führt.

Bei schönem Wetter und guter Sicht bietet sich Ihnen ein einmaliges
Panorama: die Apuanische Alpenkette und im Hintergrund die Gebirgsbögen
des Apennin mit Gipfeln bis 2300 m, im Vordergrund das Mittelmeer mit
den toskanischen und ligurischen Inseln, Korsika, ja ab und zu sogar Sardinien ... 

3) Ein Besuch der mittelalterlichen Städtchen Barga und
   Castelnuovo di Garfagnana.


Barga zählt 11 000 Einwohner und ist ein gewerbereiches Städtchen, das
noch einen guten Teil seines mittelalterlichen Charakters erhalten hat.
Romantische Gassen durchziehen steil den teils noch von der alten Stadtmauer
begrenzten historischen Kern. Seit dem letzten Jahrhundert sind es vor allem
Engländer, welche diesen Ort als Urlaubsdomizil wählen, nicht zuletzt aufgrund
der auch im Hochsommer sehr erfrischenden, grünen Umgebung.
An der höchsten Stelle erhebt sich ein interessanter, dreischiffiger Dombau.
Er überrascht jedoch nicht durch seine Größe, im Gegenteil, eher durch seine
"Handlichkeit". Mit dem Bau des S. Cristoforo wurde schon im 9. Jhdt.
begonnen, vollendet wurde er allerdings erst im 15.Jhdt. 1920 ereignete sich
ein schweres Erdbeben in der Garfagnana, welches erhebliche Schäden auch
an der Bausubstanz des Domes verursachte. Im Jahre 1927 wurden daher
wichtige Restaurationsarbeiten zum Erhalt des Domes begonnen, die bis zum
Jahr 1939 andauerten. Unter anderem wurde die Eingangsseite Stein um Stein
abgetragen und nach vorheriger Numerierung der Steine ebenso sorgfältig
wieder aufgebaut. Sehenswert im Innern unter anderem die Marmorkanzel
aus dem 13.Jhdt. (wahrscheinlich von Guido Bigarelli aus Como), sowie in
einer Nische die große Holzstatue des S. Cristoforo, Schutzpatron von Barga.
Letztere entstand wahrscheinlich um das Jahr 1200.

Vom Domvorplatz aus genießt man eine herrliche Aussicht auf die Gebirgskette
der Apuanischen Alpen.

Für Kunstinteressierte ist auch der Besuch der Kirche S. Francesco ein Muß.
Arbeiten aus der Schule Della Robbia können hier bewundert werden

...und wer sich für italienische Literatur interessiert, kann unweit von Barga,
in Castelvecchio Pascoli, das Wohnhaus und die Grabstätte des Dichters
Giovanni Pascoli besichtigen. Er lebte hier mit seiner Schwester Maria von
1895 bis 1912. Im Hause sind u. a. Aufzeichnungen, Handschriftensammlungen
und Bücher des Dichters verwahrt.

Castelnuovo di Garfagnana zählt 5500 Einwohner- und ist das eigentliche
Zentrum der Garfagnana. Ein ebenso geschäftiges, wie historisch interessantes
Städtchen. Es untersteht zwar heute der Kreisstadt Lucca, war aber in der
Vergangenheit über Jahrhunderte hinweg, bis zur Einigung Italiens 1860, vom
Geschlecht der Estenser verwaltet, d.h. durch die Politik der Städte Ferrara
und Modena geprägt. Der Vergangenheit nach also keine typisch toskanische
Stadt, die sich immer wieder gegen andere Herrschaftsansprüche wehren mußte.
Davon zeugt noch heute die Rocca (Burg), in welcher u.a. der Literat Ariost
(Ludovico Ariosto) von 1522 bis 1525 als Gouverneur der Garfagnana seine
Verwaltungsarbeit für das Haus Este erledigte.
Auch Castelnuovo besitzt einen sehenswerten Dombau, der Ende des 15. Jhdts.
neu errichtet wurde. Im Innern bietet sich dem kunstliebenden Besucher erneut
die Gelegenheit eine sehr schöne Terrakottagruppe außergewöhnliche
Glasurtechnik) aus der Schule der Della Robbia zu bewundern.

Die Bevölkerung der Garfagnana strömt an jedem Donnerstag in die Stadt,
dem traditionellen Markttag (bis 13.00 h). Einkaufsmöglichkeiten bieten
zudem die kleinen Läden im Altstadtkern.

Von Castelnuovo aus sind Wandermöglichkeiten, durch Wälder und auf
alten Haultierpfaden, zu den umliegenden Ortschaften gegeben: nach
Gragnanella, Rontano, Stazzana, Pallerosso, Antisciana oder Cerretoli ...
und wer Gebirgspanorama liebt, fährt nach S.Pellegrino Alpe (1524 m.ü.d.M.),
je nach Fahrstrecke ca. 20 - 30 km von Castelnuovo entfernt: ein Luftkurort
im Kleinen, der außer Hotel, Restaurant und Bar, sogar ein kleines
Heimatmuseum
vorzuzeigen hat.

Ein Ausflug nach Barga und Castelnuovo kann sehr gut von Lucca aus, aber
auch von der Versilia-Küste her kommend, unternommen werden, bzw. in
diese Richtung fortgesetzt werden. Die Verbindung Castelnuovo- Massa
bietet sich an und garantiert ein kontrastreiches Tagesprogramm
(vgl. Wegbeschreibung Windhöhle).

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